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Neuer Tristan

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Man kommt dem Charakter dieses Romans am nächsteh, wenn man ihn als ein allegorisches Kammerspiel bezeichnet. Gleich zu Beginn des Romans klingt das Thema an: „ ;Ich bin der Regisseur', sagt der Regisseur, ,und keiner von euch soll versuchen, ein eigenes Leben zu leben. Ich bin der Regisseur, und ich werde euch auf eure Plätze stellen.'“ Dieser Anfang mächt deutlich, daß hier sozusagen ein Stück aufgeführt wird: Die Welt als Puppentheater, die Menschen als Marionetten, bewegt' vom Regisseur - „ohne Regie enden wir alle im Chaos“.

Jede auftretende Person verkörpert ein Prinzip: Die Schauspielerin die gewöhnliche Welt der Wirklichkeit, Sebastian- die Auflehnung mit dem Mittel des Terrors und Tristan schließlich das Prinzip der Trauer - schwarze Segelschiffe als Symbol, hur einmal sah er in seinem Leben ein weißes Segel, in der Vergangenheit, zu der Zeit, da die Schauspielerin sein Leben zu einem gewöhnlichen machte. Er verkörpert in seltener Reinheit den außerhalb der Welt stehenden Künstler.

Uber allem aber steht der Regisseur. Er nimmt die Schuld der Welt - den Mord, den der Gebärdenkünstler an der Schauspielerin begangen hat - ,auf sich und geht ins Gefängnis, Tristan aber, den Traurigen mit dem reinen Gewissen, schickt er auf eine Schiffsreise.

Skwaras ästhetischer Konservativismus läßt seine Distanz zur deutschsprachigen Literatur der Gegenwart verstehen. Zutiefst ist er mit der französischen Literatur - mit ihrem l'art pour l'art, ihrem Symbolismus, ihrem Surrealismus - verbunden.

SCHWARZE SEGELSCHIFFE. Von Erich Wolfgang Skwara. Claassen-V erlag, Düsseldorf, 1979, 220 Seiten, öS 205,40.

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