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Neues von Jünger

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Der kleine Roman, den Ernst Jünger vor einigen Monaten abschloß, ist das Buch eines Lebensgefühls. In ihm wird die müde Lüsternheit, die schwüle Morbidität, die in Samt und Seide eingehüllte Härte der Belle epo-que dargestellt. Die Schönheit einer Lebensform vermag die verborgenen Spannungen nicht zu verdrängen; Bedrohliches ballt sich in der Tiefe.

Jünger hat sich den Spaß erlaubt, einen Kriminalroman zu schreiben. Der Mord in Paris, im Herbst des Jahres 1888, erscheint zunächst rätselhaft. Die Fahndung fördert nur Bruchstücke zutage. Nach und nach wird eine Verkettung von Zufällen begreifbar. In ihnen wirkt Schicksalhaftes. Die Charaktere sind es, denen die Bluttat entspringt; Morbidität führt notwendigerweise zum Tod eines Menschen.

Ein einziger durchschreitet ahnungslos und weltfremd diese Welt der finsteren Gelüste: ein junger Deutscher, fürwahr der reine Tor. Er besitzt weder die Ichbezogenheit, noch die leichtfertige Lasterhaftigkeit der anderen. Nur der Schutzengel der Träumer bewahrt ihm vor dem Schlimmsten.

Jüngers Sprache ist glasklar wie stets. In seinen kurzen Sätzen summiert sich die Lebenserfahrung — und die ungebrochene Vitalität — der letzten Reife.

EINE GEFAHRLICHE BEGEGNUNG. Von Ernst Jünger. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1985.170 Seiten, Ln., öS 218,-.

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