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Nicht länger Bademeister

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Unsere staatliche Selbstverteidigung ist eine moralische Verpflichtung all jener, denen es nicht egal ist, was mit uns passiert und in welchem Gesellschaftssystem wir leben.

Nun gibt es auch bei uns Menschen, die es ablehnen, für österreich Wehrdienst zu leisten. Da es aber auch ein Prinzip eines freiheitlich-liberalen Staates ist, niemanden gegen seinen Willen zu etwas zu zwingen, gibt es für Wehrdienstverweigerer die Möglichkeit, einen Ersatzdienst zu leisten.

Schon seit Bestehen des Bundesheeres war es immer möglich, den Waffendienst zu verweigern. 1974 kam aber das Zivildienstgesetz, das unverständlicherweise • Wehrdienstverweigerer gegenüber Soldaten erheblich besserstellt:

Wehrdienstverweigerer dürfen im Gegensatz zu Soldaten zu Hause schlafen, haben einen angenehmeren, weniger anstrengenden und auch kürzeren Dienst, bekommen teilweise mehr bezahlt, es gibt keine Truppenübungen, kaum Disziplinierungsmittel, keine Strafbestimmungen usw.

Wehrdienstverweigerer sind entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht nur in Krankenhäusern oder bei Post und Bahn eingesetzt, sondern auch als Schwimmbadaufseher, Schikursbegleiter für Jugendliche, Gartenpfleger, Bibliothekshelfer, Freizeitbetreuer, Betreuer von Kindern bei Landaufenthalten oder Erzieher in Ferienheimen.

Die vielen Vorteile dürften auch der Grund dafür sein, warum es nun in einem einzigen Jahr schon mehr Wehrdienstverweigerer gibt (zirka 4000) als zuvor in 18 Jahren zusammen.

Wir wollen diese Ungerechtigkeiten nicht länger hinnehmen. Wenn die Verweigerung des Wehrdienstes schon erlaubt ist, so darf diese nicht auch noch belohnt werden.

Wir halten das geltende Zivildienstgesetz für schlecht, weil es durch die vielen Vorteile geradezu zur Wehrdienstverweigerung animiert. Wir geben zu, daß es nicht möglich und auch nicht sinnvoll ist, alle besonderen Belastungen des Soldatseins auf den Zivildienst zu übertragen.

Aber alle europäischen Staaten, die eine Wehrdienstverweigerung zulassen, haben aus diesen Gründen den Wehrersatzdienst verdoppelt oder erheblich verlängert. Nur in Österreich ist das nicht so.

Der Autor ist Reserveoffizier und Präsident des österreichischen Milizverbandes Salzburg.

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