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Dem Buch „Karneval in Romans” war in Frankreich und im angelsächsischen Raum ein prächtiger Erfolg beschieden.

Wie läßt sich die Breitenwirkung der französischen Historikerschule „Nouvelle Histoire” überhaupt erklären? Nur damit, daß sie die Statistik, Soziologie und Ethnographie in die Geschichtsschreibung einbezieht und die gründliche Monographie erweitert?

Viel eher hängt ihr Erfolg wohl damit zusammen, daß sie die vik-torianische Steifheit und Engstirnigkeit in dieser Disziplin zu überwinden versucht und auch Tabu-Themen wie Tod und Sexualität aufgreift.

In „Karneval in Romans” beschäftigt sich Emmanuel Le Roy Ladurie mit dem von religiösen Bürgerkriegs-Wirren erschütterten Frankreich des 16. Jahrhunderts. Die Grundlage für dieses Buch bildet im wesentlichen die Chronik einer Revolte und ihrer Unterdrückung 1579/80 in Romans.

Dieser Aufruhr wurde in der Aufregung eines Karnevals blutig erstickt. Die Schilderung dieser Ereignisse bewegt, ist geradezu sensationell. Die Schwächen dabei: Sie ist zu sprunghaft, so manches wiederholt sich.

In den folgenden Kapiteln analysiert der Autor die Ursachen der Revolte und die damals zunehmende Bedeutung des Gleichheitsgedankens. Und er zeigt, daß die Anführer des Aufruhrs im Christentum und in der klassischen Kultur verwurzelt waren. Das ist ein wichtiger Punkt, den Le Roy Ladurie gut untermauert, aber er ist nicht speziell „nouvelle”.

Nimmt man seine brillante Analyse der komplizierten Klassenstrukturen von damals aus, zeigt sich der Autor eigentlich von seiner besten Seite als klassischer Historiker.

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