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Noch einmal Ina Seidel

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Der Titel dieser Nachlaßpublikation ergab sich aus den schwarzen Wachstuchheften, die Ina Seidel fast ausschließlich zur Niederschrift ihrer Gedanken und Manuskripte benutzte. Als Herausgeber zeichnet ihr Sohn Georg unter seinem Schriftstellerpseudonym Christian Ferber.

In seiner Auswahl entschied er sich für eine Gliederung in drei große Zeitabschnitte: 1905-30, 1930-50, 1950-74. Jeweils am Ende steht das Fragment eines Romans oder einer großen Erzählung: das realistisch einfach und lebendig erzählte Kapitel „November 1918" aus dem nicht geschriebenen Roman „Fides", die nicht zu Ende geschriebene Erzählung „Fünf Kinder allein", in der sich die Erzählkunst der Dichterin in ihrer Reife zeigt, und schließlich aus den späten Jahren umfangreiche Bruchstücke einer Doppelgängergeschichte.

Vor dem Erzählungsfragment bietet jeder Teil in weit größerem Umfang Miniaturwerk: Monologe und Aphorismen, Aufzeichnung von Träumen, Lyrik und Kurzgeschichten, Erlebnisse und Geschehnisse aus dem Alltag, Pläne und Notizen.

Dies alles gibt der Lesergemeinde Ina Seidels einen Einblick in das weitverzweigte Wurzelwerk, aus dem ihre großen Arbeiten entstanden, offenbart die Vielfalt ihrer Gedankenwelt. Zum Interessantesten gehört die Auseinandersetzung mit Ernst Jünger und Gottfried Benn, insbesondere die Schilderung einer Begegnung mit Jünger in Paris 1941. Auch über andere Größen ih-

rer Zeit, z. B. über Thomas Mann und Hermann Hesse, Loerke, Ca-rossa, Ringelnatz, Erich Kästner, finden sich Notizen. Bei dem lyrischen Nachlaß überrascht, wie oft hier heitere Töne anklingen.

AUS DEN SCHWARZEN WACHSTUCHHEFTEN. Von Ina Seidel. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, 264 Seiten, öS

215,60

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