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„The Peter Kien Project" betitelt sich eine die gesamte Kunsthalle Exner-gasse in Wien einnehmende Installation des in Wien lebenden Künstlers Tim Sharp. Der gebürtige Schotte erfindet ein geheimnisumwobenes Forschungserlebnis „seines" Archäologen Peter Kien, und stellt dieses mit nachgebildeten Fundstücken und abgesteckten Feldforschungsplätzen nach.

Haben die einzelnen Krüge, Tonscherben und Alphabetfragmente in ihrer musealen Aufbereitung auch ästhetischen Eigenwert, so sind sie eigentlich doch nur Beweismaterial zur erfundenen Story. Vieles scheint hier bekannt, gemahnt verblüffend an die Arbeiten der Spurensicherer und individuellen Mythologen der siebziger Jahre, allen voran an das Werk von Nikolaus Lang, und ist doch noch um eine Dimension reicher, nämlich um die der Literatur.

Peter Kien ist nämlich der Protagonist in Elias Canettis Roman „Die Blendung": Kien, ein berühmter Sinologe, führt in seiner umfangreichen Bibliothek ein groteskes Höhlenleben. Durch seine Haushälterin zur Ehe verführt und damit auch mit dem Alltagslebenkonfrontiert, rettet ersieh in den Irrsinn. Tim Sharp läßt seinen Helden an dessen obsessiven Forschungsleidenschaft für die Funde von Prash Ranjun untergehen, die ihm seine Kraft und sein Vermögen rauben. (Bis 23. Mai)

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