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Östlicher Absage-Reigen

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Nein, zu wundern braucht sich niemand über die Absagen der Besuche des ostdeutschen Staats- und Parteichefs Erich Honecker sowie des bulgarischen Staatsoberhauptes Todor Schiwkow in der Bundesrepublik.

Die Ostberliner Begründung für die Absage — abträgliches Gerede von Bonner Regierungspolitikern — ist nicht überzeugend. Da sind die bulgarischen Erklärungen ehrlicher: die verschärfte internationale Lage nach der NATO-Nachrü-stung; die wiederaufgeflammten Diskussionen über die vom Zweiten Weltkrieg geschaffenen Realitäten und die Jalta-Beschlüsse.

Die Sofioter Begründung verrät auch, wer wirklich hinter den Absagen steht:

nämlich Moskau, dem es zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht in sein Konzept der Verweigerungspolitik paßt, wenn seine Verbündeten vor aller Welt beweisen, daß in einer Periode der Vereisung amerikanisch-sowjetischer Beziehungen der Ost-West-Dialog zur Schadensbegrenzung unterhalb der Supermachtsebene sehr wohl möglich ist.

Offensichtlich wollen Honecker wie Schiwkow auch abwarten, bis die ungewisse Machtlage im Kreml geklärt ist. Die noch völlig ungeklärten Umstände der Ablösung von Marschall Nikolai Orga-kow als Generalstabschef jedenfalls könnten schwere Auseinandersetzungen in der Moskauer Führung signalisieren.

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