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Offene Station

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Was Annemarie E. Moser uns in ihrem neuesten Band „Vergitterte Zukunft” vorlegt, ist ein berührender, zur Einsicht verhelfender Bericht über das Innere eines psychiatrischen Krankenhauses: ein Mosaiksteinchen auf dem Weg zum besseren Verstehen der psychisch Kranken.

Dramaturgisch geschickt ist der Auftakt der Erzählung, ein Fall von Schizophrenie. Ines, die Hauptperson, die teils dargestellt wird, teils in der Ich-Person redet — Spaltung auch hier! —, fühlt sich eines Tages wieder im Zentrum ihrer geistigen Anomalie. Sie hört Stimmen, sieht sich beobachtet, beobachtet ihrerseits ihre Beobachter und redet mit ihnen. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung sind dahin.

Sie begibt sich freiwillig in die schon gewohnte offene Station einer Anstalt: Vergitterte Zuflucht.. Sie begegnet anderen Frauen, stellt sie uns vor mit ihren Leiden, Fehlern und menschlichen Schwächen, versucht, durch den größeren Einblick, den sie mittlerweile schon hat, den neuen Patienten wieder Mut zum Leben draußen zu machen, indem sie diese (und uns) in das große Gespräch vom Sinn des Lebens verwickelt.

Dieser Bericht aus der unmittelbaren Konfrontation mit erlebter Geisteskrankheit ist geeignet, uns allen — Kranken und sogenannten Normalen — in dieser schwierigen Frage weiterzuhelfen.

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