7035911-1989_48_21.jpg
Digital In Arbeit

Otakar von Böhmen

Werbung
Werbung
Werbung

Ein blutrünstiger Tyrann und Bösewicht - so beschrieb der Dichter der Steirischen Reimchronik Premysl Otakar von Böhmen (um 1230 bis 1278), und dieses abwertende Urteil wurde lange Zeit für gültig erachtet. Jörg K. Hoensch versucht nun in einer umfassenden und wissenschaftlichen Biographie, das von literarischen Fehldeutungen entstellte Bild des Herrschers zu revidieren. Das Ergebnis ist lesenswert.Der zu Lebzeiten von Chronikschreibern und Annalisten als „rex magnificus“, „potentissi-mus“ und „aureus“ bewunderte Monarch habe eindrucksvolle Führungsqualitäten besessen, sei nicht nur opportunistischer Pragmatiker, sondern auch kluger Administrator und Mäzen gewesen. Kompetent schildert der Autor - Ordinarius für osteuropäische Geschichte an der Universität Saarbrücken -den Aufstieg des Böhmenkönigs, der das Aussterben der Babenberger und den Tod Kaiser Friedrichs ausnützte, die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten erwarb, und den visionären Plan verfolgte, ein Großreich von der Ostsee bis zur Adria zu begründen.

Die Wahl Rudolfs von Habsburg zum römischen König leitet seinen Niedergang ein. In der Entscheidungsschlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen (1278) verlor der Herrscher nicht nur sein Reich, sondern auch sein Leben: Der Wehrlose wurde, gegen jede Ritterehre, erschlagen.Ein großes historisches Gemälde, zugleich eine erregende Biographie.

PREM YSLOTAKAR II. VON BÖHMEN: DER GOLDENE KÖNIG. Von Jörg K. Hoensch. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1989. 303 Seiten, öS 350,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung