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Ouvertüre mit Oper

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Eine genial hingeworfene hübsche Opernouvertüre muß nicht unbedingt eine ebensolche Fortsetzung haben. Nur wenige Menschen kennen von. Rossinis „Diebischer Elster“ mehr als das berühmte Orchestervorspiel. Vielleicht ist das gut so, denn die Erwartungen, die die Ouvertüre weckt, können die vier szenischen Bilder der Oper nicht erfüllen. Ihr Inhalt ist ein umständliches, zu Anfang auch unübersichtliches Melodram von einer durch einen Dorfgewaltigen verfolgten Unschuld, die im letzten Augenblick noch vor dem Scharfrichter gerettet wird. Erlöserin aus Kerkersnacht ist in unserem Fall eben die diebische Elster als die eigentlich Schuldige. Die Musik wirkt zuerst harmlos — um es geradeheraus zu sagen: unbedeutend und langweilig, vermag aber im zweiten Teil der Oper einiges Interesse zu beanspruchen.

Wie soll man einem solchen Werk als Regisseur beikommen? Hons Hartleb, für die Inszenierung nach Graz geholt, ließ die erste Hälfte der Handlung in bieder-braver Spielopernmanier ablaufen, verfiel aber im zweiten Teil immer mehr einem karikierenden Stil, der schließlich mit einem sehr komischen Trauermarsch vollends in die Opernparodie mündete. Der Umschwung vom konventionellen Referieren Ins Karikieren schien unmotiviert: ein von Anfang an durchgehaltenes ironisches Element in der szenischen Wiedergabe hätte bessere Wirkung getan. Dennoch wußte Hartleb mit einem dankbar goutierten Einfall aufzuwarten: er ließ an zwei Stellen der Oper einen kurzen Zeichentrickfilm als „Verständnishilfe“ einblenden. Die Musik dieser Grazer Opernpremiere wurde von Edgar Seipenbusch temperamentvoll betreut, das Bühnenbild in dekorativem „Rossini-Stil“ schuf Frieder Klein.

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