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Packende Satire

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(Staatsoper, Wien; „Der Besuch der alten Dame“ von Gottfried von Einem) Mit viel Fingerspitzengefühl und Geschmack wurde die 18 Jahre alte Inszenierung von Einems vierter Oper neu einstudiert. Die Mühen der Auffrischungsarbeiten haben sich gelohnt. Dirigent Alfred Walter, der schon 1977 die Wiederaufnahme betreute, versteht es, die bitterböse Satire über die erkaufte Gerechtigkeit packend und wirkungsvoll aufzubereiten.

Walter inszeniert in erster Linie Einems effektvolle Musik: Wie drohendes Wetterleuchten taucht das Stampfen der Eisenbahnzüge im ersten Akt auf, wird der „Mördertanz“ im Finale zum wilden, makabren Spektakel überhöht. Da wird auch die erschütternde Brisanz, die grausame Aktualität von Dürrenmatts Stück spürbar.

Abendspielleiter Josef Zehet- gruber hat „nach“ der Inszenierung von Otto Schenk neu einstudiert. Lebendig, ohne Peinlichkeiten. Günter Schneider-Siems- sens Bühnenbild, eine potemkin- sche Stadt mit einfachen Versatzstücken aus bemalter Leinwand, hat seine Reize bewahrt.

Bei der Uraufführung 1971 brillierte Christa Ludwig als rachsüchtige, milliardenschwere Claire Zachanassian. Brenda Roberts, amerikanische Sopranistin, reicht an diese Vorgängerin nicht heran. Ihre enttäuschte Claire scheitert vor allem an der fehlenden Diktion, am Mangel persönlicher Ausstrahlung. Hervorragend besetzt die vielen großen und kleinen Rollen: Walter Raffeiner als Bürgermeister überzeugt ebenso wie Manfred Hemm als Lehrer, Heinz Zednik als Butler und Hans Helms als von der Jugendsünde eingeholter 111.

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