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Pankraz schlägt zu

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Nach einem offenbar unausrottbaren Vorurteil muß für die Zeitung Geschriebenes als „schurnalistisch“ abgetan, sogenannte Dichtkunst hingegen, in Buchform publiziert, höchst ehrfurchtsvoll behandelt werden. Für den Spießbürger ist der Schein wichtiger als die Substanz; der Snob will nicht denken, sondern schwärmen. Eine Misere des literarischen Lebens durch falsche Werturteile ist die Folge.

Günter Zehm hat seine kurzen treffsicheren Essays für eine Tageszeitung verfaßt. Dort (in der „Welt“) waren und sind die pointierten Anmerkungen des Pankraz wöchentlich zu lesen.

Dieser von Zehm erfundene Betrachter großer und kleiner, zum Teil mit der Kultur irgendwie zusammenhängender Begebenheiten erinnert in seiner Unbefangenheit, in seinem treffsicheren Witz, auch in seinem verblüffenden Tief sinn an den herrlichen Philosophen Georg Christoph Lichtenberg. Zehm-Pankraz beruft sich bloß auf den gesunden Menschenverstand, dieser aber erweist sich als wundersame Kraft: angebliche Größen werden als Winzigkeiten, Anhänger menschenbeglückender Ideologien als kleine Menschenfresser, Modeerscheinungen als finanzträchtige Torheiten entlarvt.

Das Buch von Günter Zehm zeigt den wachen europäischen Geist am Werk. Seine brillanten Betrachtungen zielen durch den Einzelfall auf das Allgemeine. So erweist sich sein vergnüglicher Essayband als Beitrag zur Kulturgeschichte unserer Zeit.

.PANKRAZ UND DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND. Von Günter Zehm. Verlag Styria, Köln, Graz, Wien 1988.256 Seiten, Ln.. öS 168,-.

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