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Parsif al als Holocaust

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Wie hängt Richard Wagners Par- sifal - das Bühnenweihespiel von der Reinigung bösen Blutes - mit Gobinaus „Idee" von der Vergif- tung einer Kultur durch „böses Blut" und infolgedessen mit der „Endlösung", mit dem Holocaust zusammen? Daß hier verhängnis- volle Beziehungen vielfältiger Art nachgewiesen werden können, steht außer Zweifel, denn Friedrich Nietzsche und Richard Wagner haben einer Verstiegenheit des Geniebegriffes Vorschub geleistet, welche in deutschen Intellektuel- len den Boden, besser gesagt: den ungeistigen Sumpf für die braune Pest und für die Hitler-Idolatrie bereitet haben. Ob aber die Verstie- genheit von Rolf Schneiders Novel- le „Kapellmeister Levi" viel dazu beitragen kann, hier aufhellend zu wirken? Den Stoff zu Schneiders Novelle bietet die Tatsache, daß unter Hermann Levi, dem berühm- ten jüdischen Dirigenten, der Par- sifal erstmals in Bayreuth gespielt worden ist. Wagners Zwiespältig- keit wird hierbei offenkundig. Er, der als Klassenkämpf er in Dresden begann, nahm ja dann Züge des Rassenkämpfers an. Beides hinder- te ihn nicht, das Königtum oder das erfolgreiche Judentum zu nützen. Diesen „Genius" einer Kulturge- meinde zeigt Rolf Schneider als Clown, der in seinem Privatzirkus „Wahnfried" ebenso friedlos wie wahnsinnig an der buddhistischen Quadratur des Christentums arbei- tet: Erlösung dem Erlöser. „Cosima eilte zu ihm mit flatternden Fin- gern."

In dem schön gedruckten Buch bietet Paul Flora eine Porträtmeta- morphose, eine genetische Reihe, die von Wagner über den „Rebbe"

Hermann Levi bis zu Offenbach reicht. In ihrer Bildlichkeit ent- spricht sie den irrationalen Zusam- menhängen besser als der Text.

KAPELLMEISTER LEVI. Von Rolf Schneider. Mit Illustrationen von Paul Flora. Paul Zsolnay Verlag, Wien/Darmstadt 1989.85Seiten, ÖS338,-

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