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Patient Sprache

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Sprachbarrieren sind „das der Sprache von Haus aus anhaftende Moment der Kontingenz, die ihrer Universalität von innen her gezogene Grenze, das stets zu gewärtigende Versiegen ihres Flusses, der ständig zu befürchtende Abbruch der Rede, das im Erklingen des Wortes immer schon drohende Verstummen, kurz: die Selbstverweigerung der Sprache als Medium der Kommunikation" bzw. „die Bezeichnung für das bei Unterprivilegierten auftretende Sprachdefizit, die Folgen eines gegen die Sprachintention gewendeten Sprachgebrauchs, die Spuren manipulatorischer Sprachverwendung, das Einfallstor sprachfremder Direktiven, kurz: der Inbegriff der dem Sprachleib zugefügten Beschädigungen." (S.72).

Eugen Biser hat es in seinem viereinhalbhundert Seiten dicken Buch . unternommen, die spezifisch religiösen Sprachbarrieren zu analysieren. Keineswegs aus interesselosem Wohlgefallen, sondern angesichts der herrschenden Sprachnot auf kirchlichem und theologischem Feld durchaus mit therapeutischem Interesse.

Was an dieser dem Leser einiges abverlangenden Studie am meisten besticht: die ungeheure Materialfülle. Biser diskutiert ausgiebig und ausführlich Textbeispiele aus Vergangenheit und jüngster Gegenwart kirchlichen und theologischen Sprechens: von Tertullian bis Küng, von Cusanus bis Hans Urs von Balthasar.

Bewundernswert die Sachlichkeit und die Fülle. Und tröstlich zu sehen, wie oft schon in genau den Sackgassen eingefahren wurde, in die man selber landete, wie oft gegen die gleichen Barrieren angerannt wurde, an denen man sich selbst den Kopf wundstieß. Tröstlich: weil die Sprachbarriere nicht' das letzte Wort hat.

RELIGIÖSE SPRACHBARRIEREN. Aufbau einer Logaporetik. Von Eugen Biser. Kösel-Verlag, München 1980. 452 Seiten, öS 477,40.

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