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Peinlich

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Seit diesem Roman steht für mich fest, daß es Marlitts und Courths-Mahlers auch unter Män- Neue Bibelausgabe, 10 Bände, mit Kirchen- und Religionsgeschichte, reich ausgestattet, gün-stigeSubskriptionsersparnis! Band 1 kostenlos anfordern bei Andreas & Andreas, Verlagsbuchhandel, Mayrwies 385,5023 Salzburg (siehe beiliegenden Prospekt mit Bestellkarte).

nern gibt. Wenn der Titel Alterswerk zutreffend ist, so hier im unguten Sinn. „Louise" ist ein Schmachtfetzen, der den schwülen Phantasien eines alten Mannes entspringt, mag sich das Thema noch so sehr hinter dem Vorwand eines „Zwiespalts zwischen religiösem Drang und irdischer Lust" (Klappentext) tarnen.

Louise ist eine junge Waise, die im Hause ihrer Tante aufwächst. Sie wird uns als überirdisch schön präsentiert und weiters, daß sie stets im kurzen Schottenrock herumläuft. Von dieser nur passiven Unschuld geht nun ein derart faszinierender Zauber aus, der alle - Tante, Köchin, Vormund, jüngere und ältere männliche Besucher des Hauses - in Bann zieht. Bis zur Trottelhaftig-keit heften sich Greise an ihre Fersen, bis zur Kriminalität läßt sich der Vormund in seinen inzestuösen Begierden verleiten. Nicht nur heterosexuelle, auch gleichgeschlechtliche Wunschträume werden frei, selbst die kreuzbrave Köchin bringt sich um, als man ihr das Mädchen entreißt.

Eine Fabel von der reinen Unschuld? Nein, das Spätwerk Julien Greens stellt sich als lüsterner Ab-gesang eines nicht einsehen-wollen-den Greises dar.

LOUISE. Von Julien Green, S. Fischer-Verlag, Frankfurt 1980, 261 Seiten, öS 229,50

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