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Pilatus stirbt als Römer

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Für den Carinthischen Sommer, für eine Aufführung in der Stiftskirche von Ossiach, hat Gertrud Fussenegger eine „Szenenfolge um den Prozeß Jesu“ geschrieben: „Pilatus“. Zehn Jahre nachdem der ehemals römische Statthalter den Stab über den Na-zarener gebrochen hat, läßt Pilatus den Prozeß nach Aktenmaterial neu aufrollen; er ist nun selbst ein Abgeurteilter, Verbannter; krank und verzweifelt, zweifelnd auch an sich, am Stellenwert, den er einnimmt in der Welt. Der Ausgang: Pilatus stirbt als Römer, in der virtu des Heiden, nimmt die Schuld auf sich, seine unselige Macht-Stellung erkennend . im Heilsgeschehen, die „selige Schuld“.

GertrudFussenegger rollt einen Prozeß auf um die Verantwortlichkeit, die jeder trägt, der sich zum Richter über den anderen berufen fühlt, oder zum Richter bestellt' wird; um Schuld und Unschuld von Richtern und Gerichteten. Die Wahrheit ist keine Frage des Datums, sondern eine Fragestellung in Ewigkeit. Damaskus steht für die Schwelle zum ewigen Gericht. Einfach, doch einprägsam ist diese Wiederaufnahme eines Prozesses gestaltet, der unser aller Prozeß ist. Der Linzer Intendant Alfred Stögmüller hat die Szenenfolge stark verknappt, ganz aufs Wort und seine Inhalte bezogen, rituell verhalten in den Kirchenraum gestellt. Cesar Bresgens Musik erfüllt die melodramatische Funktion eines Hintergrunds für einen Bibelfüm. Aus dem unterschiedlichen Ensemble herausragend: Georg Trenkwitz in der Titelrolle.

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