„Die schlimmste Aufkündigung der Aufklärung war der National- sozialismus. Längst ehe er gegen Recht und Sitte verstieß, hatte er gegen die Vernunft verstoßen." Auf- klärung, Hitlerzeit und Vernunft: Um diese Begriffe kreisen die Auf- sätze aus 30 Jahren des sechzigjäh- rigen Eberhard Jäckel.
Die Aufklärung als Mut zum Sel- berdenken, als moralische Aufgabe beschwört der Jubilar als Heil- und Hilfsmittel gegen „Betriebsunfäl- le" wie den Nationalsozialismus, der im Mittelpunkt der meisten Bei- träge steht. Der Bogen spannt sich von der deutschen Kriegserklärung an die USA 1941 über die Politik des Vatikan im Zweiten Weltkrieg zur Frage nach dem rechten Um- gang mit der Vergangenheit. Mit zwei Beiträgen nimmt Jäckel zum sogenannten Historikerstreit Stel- lung, hält an der Einzigartigkeit des Holocaust fest und kritisiert außerdem die von Nolte in Umlauf gebrachte These von einem angeb- lichen „Präventivmord" Hitlers.
Als einer der Gründer der Sozial- demokratischen Wählerinitiative ist der Autor, Schüler von Gerhard Ritter, dem neben Thomas Mann eine Kurzbiographie gewidmet ist, der gemäßigten „Linken" zuzu- ordnen. Jäckel zeichnet sich durch einen sachlichen, wenig polemi- schen Ton aus und versteht, gut zu formulieren und zu argumentieren. Erwähnung verdient die sorgfälti- ge Arbeit der Herausgeber und des Verlages.
UMGANG MIT DER VERGANGENHEIT. Beiträge zur Geschichte. Von Eberhard Jäckel. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1989. 384 Seiten, öS 374,40.