6867559-1978_09_13.jpg
Digital In Arbeit

Pornographie, nicht Kunst

Werbung
Werbung
Werbung

Der japanische Film „Im Reich der Sinne“ stand durch massive Publicity im In- und Ausland schon vor seinem Start in nicht weniger als sechs österreichischen Kinos gleichzeitig im Ruf eines skandalösen Tabubrechers. Nach einer gerichtlichen Beschlagnahme bei den Berliner Fümfestspielen 1976 wurde er in der Bundesrepublik ohne Schnitte freigegeben, diesem Verdikt schloß sich unsere „Füm-prüfstelle der Fümwirtschaft“ an, die sich damit wohl endgültig selbst ad absurdum führte. Denn wogegen sollen die Herren in Zukunft noch einschreiten, wenn sie diesem undiskutablen und im sexuellen Bereich extrem schamlosen Machwerk ihr Plazet gaben?

Es ist keine Rechtfertigung, daß sich die Handlung auf eine authentische Begebenheit im Japan von 1936 beruft und der Streifen formal entschieden über der Masse von Pornofilmen aus Deutschland, Frankreich und den USA steht. Denn die eindringliche Inszenierung von Nagisa Oshima und die fragwürdige Selbstentäußerung seiner beiden Protagonisten werden nicht zum Kunstmittel, wenn die dargestellten Inhalte nur Zeichen erschreckender Entwürdigung des Menschen in seinem Intimbereich sind.

Sicher ist auch diese Sphäre ein legitimer Teü des Menschen und somit ein durchaus möglicher Gegenstand filmischer Interpretation. Wenn aber nur geile Sensation und widerwärtige Perversion gesucht und somit einer Paar-Beziehung jede humane und seelische Basis entzogen wird, sollte es für Menschen mit ethischem und kulturellem Fundament nur eine Reaktion geben: dieses vulgäre Spektakel zu meiden und es nicht noch durch den Kauf einer Eintrittskarte zu unterstützen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung