Die Predigten des Abraham a Sancta Clara sind eine Glanzleistung des großen Schauspielers Romuald Pekny. Die Identifikation mit der geschichtlichen und literarischen Gestalt des Pater Abraham gelingt so vollkommen, daß der bezauberte Zuseher und Zuhörer zur Überzeugung kommt: so und nicht anders muß es gewesen sein!
So und nicht anders waren Mimik, Gestik und Suada des großen Kanzelredners, der Hofprediger wurde, nicht obwohl, sondern weil er „dem Volk aufs Maul schaute“. Ein durchaus österreichisches Phänomen.
Predigten im Geiste der derzeit geltenden Staatsmythologie hielt uns die Serie „Ringstraßenpalais“ des Hellmut Andics.
Nicht, daß die obligatorische Kaiserbeschimpfung nach all den Mythologien, die im Laufe dieses Jahrhunderts bereits gepredigt wurden, unsereinen noch irritieren könnte. Unsereiner fragt sich nur verdutzt, wo die Hofdichter der Republik den Mut hernehmen, 1981 immer noch an den Klischees festzuhalten, die 1918 von den Siegermächten als alleinseligmachende Dogmen vorgeschrieben wurden:
Daß sie angesichts der kapitalistischen Ausbeutung in der Superdemokratie USA und des sowjetischen Sklavenhaltersystems immer noch von den „sozialen Spannungen“ zur Zeit unserer Urgroßeltern reden können; daß ihnen angesichts der Rassenmetzeleien in Afrika, Asien und aller Welt das Natio- nalitätengekeif im alten Reichsrat noch immer nicht als paradiesischer Zustand offenbar wurde; daß sie uns von der „Dekadenz“ Österreich-Ungarns in einer Zeit erzählen, in der die Sexualdemokratie westlicher Großstädte jenen Entwicklungsstand erreicht hat, der im alten Rom Caligulas in Erscheinung trat.
Und man weiß ja seither, wie es weitergeht.
(Einen ausführlichen Bericht zur Serie „Ringstraßenpalais“ finden Sie auf S. 12)