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Preußen war anders

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Durch eine bedenkliche Auswahl der „preußischen Profile" leisten Wolf gang Venohr und Sebastian Haffner der beabsichtigten und notwendigen Ehrenrettung des versunkenen Staates einen Bärendienst. Die Staatslenker - vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. bis zum letzten Hohenzollernherrscher, Wilhelm II. - sind ebenso überrepräsentiert wie Militärs: Neidhardt von Gneisenau, Helmuth Graf Molt-ke, Erich Ludendorff und der Hitler-Gegner Henning von Tresckow.

Daß die preußisch-deutsche Staatsphilosophie völlig ignoriert wird, daß unter den Künstlern einzig Theodor Fontane eine oberflächliche Hommage zuteil wird, daß die Wissenschaft nur durch Friedrich Engels vertreten ist, zeugt von der beachtlichen Ignoranz der beiden Autoren. Preußentum als „pedantische Disziplin" zu kennzeichnen, ohne das geringste Augenmerk auf zugrunde liegende Wertsetzungen zu richten, ist schlechthin lächer-Hch.

Dieses inhaltliche Vakuum wird auch nicht durch phantastische Überhöhungen einzelner historischer Gestalten kompensiert. Wie etwa der skurrile „Nationalbolschewik" Ernst Niekisch in den Geruch des führenden Theoretikers der (von Sebastian Haffner positiv apostrophierten) „Weltrevolution" kommt, ist völ-Hg rätselhaft.

Interessant wirkt die angedeutete Affinität Preußens zum Staatssozialismus.

PREUSSISCHE PROFILE. Von Sebastian Haf f ner und Wolf gang Venohr. UUstein-Verlag, Frankfurt 1986.316 Seiten, Ln., öS 232,50.

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