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Privatsache

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,Jteligion ist Privatsache“ — dieses sehr österreichische Schlagwort wird im Zusammenhang mit dem Präsidentschaftswahlkampf wieder ziemlich strapaziert. Berechtigung hat das Schlagwort nur, wenn damit gemeint ist, daß sich der Staat mit seinen Machtmitteln nicht in die Gewissensentscheidung des einzelnen Menschen hineinzumischen hat, ob er gläubig oder nicht gläubig, Christ oder Muslim sein will.

Ein Schlagwort übelster Kategorie wird die griffige Formel dagegen dann, wenn damit gemeint ist, daß religiöse Aspekte aus der öffentlichen Diskussion tunlichst draußen bleiben sollen, daß zum Beispiel kirchliche Stellungnahmen gar nicht abgedruckt werden, weil man keine ,J£motionen“ wecken will.

Hinter dem Schlagwort ,JReligion ist Privatsache“ verbirgt sich dann nichts anderes als der recht vordergründige Versuch, eine wesentliche Dimension des Menschseins zu verschweigen. Irgendwie scheint in Österreich das — dann von den Sozialisten aufgegriffene — bürgerlich-liberale Erbe des späten 19. Jahrhunderts in dieser Frage immer noch prägend zu sein.

Uber Religion spricht man nicht. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Höchstens über Ethik kann man sich verbreitern. Daß „religiöses Bekenntnis“ etwas mit „bekennen“ zu tun hat, wird dabei erfolgreich verdrängt.

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