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Prosa-Untiefen

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Ein Gespenst geht derzeit um in der deutschen Literatur. Es ist nur spärlich bekleidet und heißt Sexualität.

In den letzten Monaten beschäftigte sich fast die Hälfte der Bücher, die auf dem Schreibtisch des Rezensenten landeten, mit diesem Thema. Der Großteil dieser Werke ist das Papier nicht wert, auf dem sie leider gedruckt wurden. Ihr Sexualitätsbegriff beschränkt sich auf die unmittelbare Betätigung der Geschlechtsorgane.

Auch das Buch „Die Körper und die Träume“ von Dieter Wellershoff stellt da keine Ausnahme dar.

Das Buch — eine Sammlung von acht Erzählungen aus fünf Jahren — bedient sich einer hyperrealistischen Sprache, die auch des geringsten Spannungsmomentes entbehrt. Die Beziehungen zwischen den Menschen erschöpfen sich in der Frage, wer mit wem warum oder warum nicht mehr schläft. Verschlimmert wird das alles noch durch den Hang des Autors zur Psychobanalytik, jener sehr modernen Form der Psychoanalyse, die auch den schwierigsten Problemen ihre banalste Ausdeutung beschert. Aber da die Psyche des Menschen doch etwas Komplexes sein dürfte, hat die platte Allerweltspsychologie, die der Autor im vorliegenden Buch betreibt, etwas Groteskes.

DIE KORPER UND DIE TRÄUME. Von Dieter Wellershoff. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987. 276 Seiten, geb., öS 232,50.

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