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Prostitution banal

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Während des Mittelalters führte die rigide Sexualmoral im Bunde mit einer umfassenden Abwertung des Weiblichen zum verbreiteten Ausschwären fauliger Gesellschaftsteile. Diesen Zusammenhang ignoriert diese Studie zur Prostitution des Spätmittelalters.

Für den Strukturalisten Jacques Rossiaud wird die Durchsetzung der von ihm als „käufliche Liebe“ vorgestellten Erscheinungen zum Maßstab von Freiheit und Glück. Entsprechend den Gepflogenheiten der sogenannten Mentalitätsgeschichte wird dabei eine sozial und regional beschränkte Untersuchung (in diesem Fall der städtischen Gebiete Burgunds und der Provence) zum Ausgangsort weitreichender Schlußfolgerungen, welche etwa in den zahlreichen zeitgenössischen Illustrationen deutscher Herkunft zum Ausdruck kommen.

Rossiaud präsentiert mit den von der Verwaltung geschaffenen, meist verpachteten Bordellen, von Badehäusern und Privateinrichtungen drei Typen ständisch gelenkter Prostitution und verfolgt deren Geschichte ebenso wie die Herkunft von Insassinnen und Besuchern. Der Autor nimmt an, daß die Prostitution vor ihrer Einschränkung und Bekämpfung im 15. Jahrhundert ein Instrument des Urbanen „Gemeinwohls“ war, wobei jedoch Analysen fehlen.

DAME VENUS. PROSTITUTION IM MITTELALTER. Von Jacques Rossiaud. Mit einem Vorwort von Georges Duby. Verlag C.H. Beck, Münchenl989. 240 Seiten, öS 310,40.

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