7035617-1989_47_19.jpg
Digital In Arbeit

Provinziell

Werbung
Werbung
Werbung

Mit einem Feuerwerk von dem, worüber nicht nur Philosophen im deutschen Sprachraum meist sei' ten verfügen, nämlich „esprit“, unterhielt Peter Sloterdijk die Zuhörer seines Vortrages „Zur Zukunft städtischer Kulturen“ bestens. Sloterdijk, prominentester Referent des Kulturprogrammes „Kaos Stadt?“, wußte blendend zu formulieren, streute witzige Bon~ mots ein, provozierte Lachstürme mit verbalen Ausritten auf Wien und den Autofetischismus des modernen Städters.

Mit Gedanken an Voltaire und dem Gefühl, keine feste Nahrung bekommen zu haben, verließ der Rezensent das Rathaws: Zu sehr verbarg sich unter dem gefälligen, dünnen Firnis des Witzigen die häßliche Fassade von Gemeinplätzen und historischen Verkürzungen. Denn mittlerweile dürfte es sich herumgesprochen haben, daß Dritte Welt-Städte eine Zeitbombe darstellen, die Hauptstädte Europas in die „Folklorisierung“ abge glitten sind, der Individualverkehr eine Bedrohung der City bedeutet und Kultur eine umgeformte, künstliche zweite Natur ist.

Ob Slogans wie „Autofahren ist provinziell“ etwas zur Lösung anstehender Probleme beitragen?

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung