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Psychotherapie auf der Couch?

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„Politik auf der Couch” ist ein interessantes Buch mit völlig irreführendem Titel. Denn die Psychoanalytiker (Erwin Ringel, Josef Rattner, Erwin Peterseil, Anton Szanya und andere) und die zwei Schriftsteller (Gerhard Roth, Josef Haslinger) wollen nicht Politik auf der Couch betreiben; sie gehen auch nicht der Frage nach, wo denn die „Couch” (als Metapher für Psychoanalyse) politisch stehe -die Frage sollte doch riskiert werden dürfen (wird sie hier aber nicht). Hingegen werden einige Phänomene der Politik (Spitzenpolitiker, Psychologie der Masse, psychische Struktur des Funktionärs et cetera) thematisiert („angerissen”), aber aufgrund mangelhafter Anamnese übersteigen die Therapievorschläge kaum mehr die Meinung dessen, was man in Massenblättern auch lesen kann. Na bitte.

Viel informativer und bescheidener ist ein Buch im Zusammenhang mit Psychotherapie, weil es seinem Anspruch gerecht wird, eine „Orientierungshilfe für Theorie und Praxis” zu sein: Gerhard Stumm und Beatrix Wirth gelingt es mit einem Autorenteam, alle in Österreich derzeit tätigen „Schulen und Methoden” der Psychotherapie auf knapp 300 Seiten vorzustellen - das sind mehr als 40. „Katathymes Bilderleben” findet genauso Platz wie die legendäre „Logotherapie”, aber auch über suggestive Verfahren und körperorientierte Methoden kann sich der Leser präzises Wissen holen. Das Buch vermag zu orientieren, wenn auch die (Selbst-) Kritik manchmal etwas zu kurz greift.

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