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Räumlichkeit

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Zweifellos geht vom Raumerlebnis eine Kraft aus, für die bildende und darstellende Kunst nicht minder prägend, ja entscheidend ist wie für religiöse Empfindungsweisen. Das lyrische Gesamtwerk von Klaus Demus läßt sich als Versuch deuten, dem Medium der Sprache Raumerfahrungen einzuverleiben und zwar solche, die über das bloß Beschreibbare von Landschaften mit ihren Gebirgen, Flüssen und Gletschern hinausgehen. Deshalb hat der Band einen raumbezogenen Titel: „Hinausgang". Ein programmatisches Gedicht heißt „Halb innen - halb außen", gehören ja auch Innenräume mit ihrem uralten Wohn- und Sterberecht zu diesem Verräumlichungsprogramm.

In diesem sechsten Gedichtbuch des Dichters wird der „Hinausgang" zugleich zu einem Rückwärtsgang in frühere Methoden raumzeitlicher Sprachgestaltung,denn nur als solche ist die klassische Metrik und deren Erlebnistiefe auszuloten. Im zweiten Teil des vierteiligen Gedichtbandes ist es der jambische Erzähl- und Monologduktus, im dritten die gereimte Strophe, im ersten und vierten ist es die pindarsche-hölderlinsche Ode, in welcherdie Raumzeit in rhythmischer Gliederung mit dem Ewigen, das Physische mit dem Metaphysischen verschmilzt.

„Unterirdisches dämmert durch die silbrige Feuchte": Das Werk eines Künstlers, in dem einander Tiefe der Inspiration und Klarheit des Gestaltungswillens die Waage halten.

HINAUSGANG. Von Klaus Demus. Verlag Günther Neske, Pfullingen 1990. 104 Seiten, öS 202,80.

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