6962102-1984_51_05.jpg
Digital In Arbeit

Raus aus dem „Milieu"!

Werbung
Werbung
Werbung

Der 70 Köpfe zählende „Haushalt" im „Jugendhaus der Caritas" in der Wiener Blindengasse hat den Ehrgeiz, alles selber zu machen. Dieser Vorsatz wird dort mit rund 50 Gästen praktiziert, die gemeinhin als arbeitsscheu tituliert werden: „milieugeschädigte Jugendliche", in der Mehrzahl Strafentlassene.

Ihr selbstgewählter Aufenthalt im Haus kann eine Nacht, kann aber auch ein Jahr dauern. Die teilweise aggressiven Außenseiter werden im Jugendhaus nicht mit einer vorgeschriebenen Therapie behandelt. Statt dessen leben sie mit Betreuern unter einem Dach, die durch eine begleitende Hilfe alles versuchen, den Schritt in den normalen Lebensalltag zu erleichtern.

Die Betreuer — das sind neben Zivildienern ausschließlich selbstlose Menschen, von denen niemand zum Sozialarbeiter ausgebildet wurde. Dementsprechend unkonventionell ist die Hausordnung, die ein Anreiz zur Selbsthilfe sein soll.

Durch Eigenleistung kann sich der Jugendliche ein schöneres Zimmer im Haus verdienen. Jeden Morgen um acht Uhr lautet die Alternative: Entweder müssen die Burschen bei der täglichen Hausarbeit helfen, oder aber sie verlassen das Gebäude, um zur Arbeit zu gehen beziehungsweise sich welche zu suchen.

Bei der individuellen Betreuung dieser Problemgruppe ist der Mißerfolg einkalkuliert. Einen Rückfalltäter für kurze Zeit „knastfrei" zu halten, kann schon als Durchbruch gewertet werden. Um das eigenständige Experiment zu finanzieren, bedarf es ständiger Spendenaufrufe und des Schutzes der Caritas.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung