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Realismus der Metaphern

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Max von der Grün ist es in seinem neuen Roman mit dem metaphorischen Titel „Flächenbrand“ gelungen, die Geschichte, die das Leben in der Bundesrepublik Deutschland von heute schrieb (arbeitsloser Maurer, vorübergehend als Friedhofswärter tgjtig, entdeckt neonazistische Aktivitäten und unternimmt erfolgreich etwas dagegen), so zu schreiben, daß die konstruierte Story, die, mit all ihren wie Zahnräder ineinander greifenden Zufällen, gerade nicht „realistisch“ ist, in ihrer Gesamtheit ein viel wirklicheres Bild vom Deutschland der späten siebziger Jahre zeichnet, als es eine Reportage vermöchte.

Fast paradox, daß der Roman dort am realistischsten ist, wo er in Metaphern spricht: „Ich stehe am Ufer eines breiten Flusses und sehe hinüber zum anderen Ufer. Hinter Jasmin- und Hortensiensträuchern sehe ich das Leben, das ich mir erträume. Ich kann nicht hinüber, denn ich kann nicht schwimmen und ich kann nicht fliegen, die Demut hat mich müde gemacht. Wir müßten eine Brücke schlagen.“ Sehr vieles von der Geschichte spielt im ungewöhnlich klugen Kopf des arbeitslosen Maurers Lothar Stein- gruber. Er ist, sein Scheitern einkalkulierend, aber gleichzeitig genau seine Chancen ausmessend, ein dialektischer Held, kein „positiver“.

FLÄCHENBRAND. Von Max von der Grün. Verlag Luchter- hand, Darmstadt und Neuwied 1979. 361 Seiten, öS 249,60.

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