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Rein-Affäre

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Im skandalgewohnten Österreich bleibt auch die Kirche nicht verschont. Die Fakten gegen den zum Rücktritt veranlaßten Abt von Rein, Paulus Rappold, sind hart: im Visitationsbericht ist von „unzulässiger persönlicher Besitzanhäufung“ und „privater Vermögensbildung“ die Rede, durch„ahrlässige Wirtschaftsführung“ habe der Abt dem Stift darüber hinaus einen Schaden von mehr als 100 Millionen Schilling zugefügt. Für weitere unklare Vorgänge im finanziellen Bereich interessierten sich Justiz- und Sicherheitsbehörden.

Auch wenn für Verdächtige bis zum Schuldspruch immer die Unschuldsvermutung gelten muß, liegt die Vermutung nahe, daß Rein der düsterste kirchliche Finanzskandal seit den fünfziger Jahren ist.

Freilich gibt es einen schwachen Trost bei all den unerquicklichen Vorgängen um das steirische Stift: die zuständigen Stellen in der Ordensleitung und in Rom haben nicht zugewartet, bis der Skandal sozusagen gerichtsnotorisch wurde. Sie haben vorher gehandelt und Konsequenzen gezogen. Das hebt die Affäre Rein immerhin positiv von Parallelvorgängen in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens ab.

Gleichzeitig erinnert die Affäre mit schmerzlicher Deutlichkeit daran, daß auch die Kirche keine „Gemeinschaft der Auserwählten“, keine Sekte der „Jieinen“ ist, sondern daß sie Heilige und Sünder umfaßt.

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