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Reine Poesie

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Bei wenigen Eingeweihten und Liebhabern reiner Poesie stand Jimėnez, der Nobelpreisträger von 1956, immer hoch im Kurs. Emst Schönwiese gehört zu ihnen, und es ist ihm zu danken, daß er diesen spanischen Dichter, der in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts der Lehrmeister spani scher und lateinamerikanischer Dichter war, wieder ins Bewußtsein ruft.

„Reine Poesie” mag verdächtig klingen: sie wird entweder abgelehnt zugunsten politischen und sozialen Engagements oder sie wird problematisiert in Spra- chexperimenten, die dieses rein Poetische in Abstraktionen her- ausfiltem. Bei Jimėnez ist das rein Poetische von ganz großem Zartgefühl und ebenso großer Schlichtheit.

Natur und Seele, Landschaft und Stimmung, Wirklichkeitssinn und poetische Verwandlung, Tiefe der Aussage und sinnliche Klangschönheit werden so eins, wie es ganz selten gelingt. Dabei von bewundernswerter Zurückhaltung und Kürze, die aber gerade dadurch lang und weit schwingenden Nachhall im Bewußtsein auslöst. Emst Schönwiese versteht all das in der Diskretheit seines nach-empfinden- den Dichtens vor dem Auge des Lesers neu erstehen zu lassen, was wieder das seltene Können eines Übersetzers bezeugt.

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