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Reiner Schein

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Langsam tastete seine Hand nach der ihren. So als ob er Hilfe brauchte in dieser schweren Stunde. Als sie sich fanden, schlössen sich ihre Finger fest ineinander.

Eine Szene wie aus einem Heimatfilm und gleichzeitig Realität im harten Politik-Business. Wie uns Ronald und Nancy Reagan via Bildschirm vorexerzierten, läßt sich Herz und Schmerz auch in der großen Politik reimen.

Denn daß Ronald angesichts der US-medialen Kampagne gegen seinen Friedhofsbesuch in Deutschland tatsächlich anlehnungsbedürftig geworden sein sollte, ist kaum anzunehmen. Übrigens stand der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl das mediale Desaster auch ohne Fingerschluß mit seiner Frau durch.

Hier ist konsequentes Marketing am Werk und vermittelt die Botschaft einer heilen Welt, die durch rein gar nichts zu erschüttern ist — schon gar nicht durch garstige Journalisten.

Von dieser Demonstration amerikanischer Moralität können Politiker heimischer Provenienz nur lernen. Deren Schulweisheit lautet noch immer: Nur keinen Wind um das Privatleben. Der glänzende Ring am Finger ist Legitimation genug.

Wenn aber mehr als tausend Worte ein Bild am Schirm sagt, so ist es nur konsequent, ein Maximum an nonverbalen Informationen gleich mitzuliefern.

Wir sind für eine Stärkung der Familie, müßte nicht mehr in langen Pressekonferenzen der Journalisten erklärt werden.

Den guten Landesvater, weit davon entfernt, trickreich Schmutzkübel auf die Opposition zu verteilen, könnte man mit seiner Grande Dame händchenhaltend an der Seite ebenfalls besser über den Bildschirm verkaufen.

Hauptsache, der Schein ist rein.

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