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Reise des Lebens

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Hier ist ein Buch, an dem Herz und Mund mitgeschrieben haben: ein gesprochenes Buch, dessen Poesie mit der Quellfrische eines ungetrübten Gewässers dahinperlt, während doch zur modischen Praxis der Poeten der geheimnisumwitterte Aggregatzustand des Nebels gehört, eines Zwitters aus Gas und schwebender Feuchtigkeit, die es nicht einmal zu einem anständigen Landregen bringt.

Christiane Singer, die Französin aus Marseille, die „gelernte Österreicherin", schreibt eine mediterrane Prosa voller Strahlkraft. Ihr Gegenstand ist nicht mehr und nicht weniger als das Leben in seiner Ganzheit.

Vom Embryo zum Kind, zur ersten Liebe und bis zur Todesreife sind alle Stationen dieser „klassischen Bildungsreise" suggestiv und kenntnisreich bedacht. Ein sachkundiger Hymnus auf die Lebensstufen und auf denjenigen, der sie bewußt und geglückt emporsteigt. Die Sachkunde der belesenen und scharf beobachtenden Psychologin ist .so groß, daß in deutschen Landen unbedingt ein Sachbuch daraus geworden wäre. Davor ist die Französin gefeit.

Ohne jeden dogmatischen Feminismus ist das Buch doch feminin. Wenn andere mit dem wissenschaftlichen Instrumentarium ihrer Vokabel eine sterile Laboratmosphäre erzeugen, ist es Christiane Singer gegeben, aus einem Buch einen Zauberteppich zu machen.

ZEITEN DES LEBENS. Von der Lust sich zu wandeln. Von Christiane Singer. Eugen Dietrich Verlag, München 1991. 160 Seiten, öS 195,-.

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