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Reitet wieder

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Klausjürgen Wussow ist ein hervorragender Schauspieler und ein hervorragender Reiter. Nun reitet er wieder wie vor undenklichen Zeiten als „Kurier der Kaiserin".

Klausjürgen Wussow, ein hervorragender Reiter, Schauspieler und Fechter, sprengt, dem Willen des ZDF gehorsam, von Hietzing kommend, durch den Park von Schönbrunn, stürmt die großen Staatsanlässen vorbehaltene Freitreppe hinauf und erstattet Meldung. Worauf die Darstellerin der Maria Theresia die lapidaren Worte zu wiederholen hat: „Leutnant von Rotteck, ich hab' einen Auftrag für Ihn." Und dann geht's los. „Von Rotteck" ist total unösterreichisch, aber was tut's?

Was tut's? Denn die Sache hat ja sehr viel Schwung. Man muß sich stets vor Augen halten, daß alles, was östlich von München liegt, für Westeuropäer terra in-cognita ist. Man hat es soeben wieder während der Polenkrise erlebt, für die das linksgedrallte bundesdeutsche Fernsehen keine wenn auch noch so verdatterte Erklärung fand, während Lend-vai, Strobl und die in den Schoß der außenpolitischen Vernunft heimgekehrte Barbara Couden-hove-Kalergi den Österreichern ebenso hinreißende wie zutreffende Kommentare lieferten.

Dem Willen des ZDF gehorsam, hat der große Schauspieler Wussow denn auch jenen „charmanten" Österreicher zu spielen, an den man westlich des Inn-flußes glaubt, und muß in den Siebenjährigen Krieg eingreifen, der auf ritterliches Geplänkel und schlaues Einander-Übertöl-peln reduziert ist, während er in Wirklichkeit bis zum Weißbluten geführt wurde und den Völkern unendliches Leid brachte, weil er eine Auseinandersetzung zwischen Ideen war. Zwischen „reichischer" Völkergemeinschaft und Imperialismus. Das Leid der Soldaten und der Völker beschwerte den Angreifer, den großen Friedrich kaum. Der großen Maria Theresia bereitete es Gewissensbisse bis in die Todesstunde.

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