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Revolte des Eros

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„Die Hochzeit des Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater an der Wien war eine Festwochen-Auf-

führung, wie sie die Mehrheit des Publikums schätzt: Eine Zeitgeistbilanz, die die große Welt der Altaristokratie in Trümmer fallen läßt; Theater eines blitzgescheiten Regisseurs voll kritischer Anmerkungen, aber auch voll Eleganz und optischer Reize. Witz, Erotik, Koketterie sind die Trümpfe Jonathan Millers, des britischen Neurologen und Regiekünstlers, der Mozart im raffinierten Drehbühnen-Ambiente von Peter J. Davison inszenierte.

Miller findet „linkes" Revolutionstheater schrecklich altmodisch. Er zeigt lieber ein turbulentes Zeit- und Sittenbild. Eine bürgerliche Gesellschaftskomödie voll Lust auf Erotik. Daß die Figuren dabei desolat wirken und die Zeitzeichen auf Sturm stehen, zeigt die Schärfe seines Konzepts.

Mit klinischer Genauigkeit hat Miller an jeder Figur „herumgetüftelt", jede Geste dieses Verwirrspiels kostet er liebevoll aus. Freud hätte seine Freud'. Und im luxuriösen Sängergespann -bravourös Cheryl Studers Gräfin, Marie McLaughlins Susanna, der frivol-eitle Graf Rugge-ro Raimondis und Lucio Gallo als Figaro - wie in Claudio Abbado am Pult der Philharmoniker hat er verschworene Partner, die Beaumarchais und Mozart zu deuten wissen als Revolte im Zeichen Eros'!

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