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Romantisch verpackt

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(Musikverein, Wien) Karl Richter als Herr und Gebieter über Symphoniker- und Singvereinscharen! Er ist ein Garant für klares, temperamentvolles Musizieren, für prunkenden Wohllaut, für intensive Farben. Besonders wenn er ein Oratorium Georg Friedrich Händeis dirigiert, wie diesmal im Musikverein den „Messias“ (in englischer Sprache). Richter ist allerdings kein Vorkämpfer für stilkritische Überlegungen. Barocke Musizierpraxis, wie sie ein Harnon-court bis in die kleinsten Details zu verwirklichen trachtet, verschmilzt Richter souverän mit seinem eigenen romantisch-theatralischen Empfinden. Großes Arrangement ist ihm wichtiger; statt barocker Stimmen- und Gruppendifferenzierung interessieren ihn mehr Größe und Tiefe der Wirkung. Also baut er den „Messias“ als einen imponierenden Block, voll von dramatischen Choreinbrüchen und in prangender Festlichkeit. Merkbar wurden allerdings da und dort auch Spannungen: Denn gerade das imponierende Solistenquartett mit Heather Harper, Helen Watts, Stuart Burrows und John Shir-ley-Quirk schöpft in seiner Interpretation natürlich aus der großen alten Tradition enghscher Händel-Aufführungen, die in ihrer zu Sparsamkeit und Askese neigenden Art Richters romantischer Tendenz eher entgegenstehen. Dennoch, eine imponierende Wiedergabe.

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