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Sammellinse

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In einer der autobiographisch getönten Berichte dieses Bandes „Stretta. Nichts als Vorwände", meint Professor Raupenstrauch, der anerkannte Klavierpädagoge: „Aus dem Hans Raimund könnte was werden, er müßte nur einmal rich- tig zu arbeiten anfangen." Nun, der Autor Hans Raimund, so „neben- bei" auch ein exzellenter Musiker, hat schon längst zu arbeiten begon- nen, und zwar vor 25 Jahren. Seine Intensität unaufhörlich steigernd, arbeitet er mit und an der Sprache, seinem Werkzeug: „Ein feines, scharfes, immer noch vervollkom- menbares."

Überdies hat er im täglichen Training seine Wahrnehmungs- fähigkeit bis zu einem solchen Grad ausgebildet, daß er heute „unter den übergangenen Autoren einer der bedeutendsten ist", wie in der „Zeit" zu lesen. Dieses Buch beweist es auf jeder Seite, egal ob ein „kotender Kater" oder ein tran- spirierender Chopin-Spieler be- schrieben wird. Was da so frap- piert, ist die exakte Sicht auf die Dinge, wie sie nur eine Wort-Lupe, ein sprachliches Vergrößerungsglas ermöglicht.

Unbeschadet ähnlicher Entwick- lungen in der westeuropäischen und österreichischen Avantgarde wirkt Raimunds Sprachoptik völlig ei- genständig. Wenn er Neologismen raffiniert zur Geltung bringt, mit Kettenreaktionen von Tätigkeits- wörtern die Szene dynamisiert, so geht es letzterdings doch immer da- rum, den Anatomieatlas aller unse- rer Schmerzpunkte aufzuzeigen: Ein Anfang zu jeglicher Therapie.

TRUGSCHLÜSSE. Von Hans Raimund. Wie- ser Verlag, Klagenfurt 1990.140 Seiten, öS 168,-.

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