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Schach und Terror

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Immer wieder waren Schriftsteller von den erzählerischen Möglichkeiten fasziniert, die sich bieten, wenn man eine Schachpartie als motivischen Hintergrund verwendet. So weit wie Fernando Arrabal ist jedoch noch keiner gegangen.

Hier bestimmt eine Schachpartie zwischen zwei Kandidaten in einem Weltmeisterschaftsturnier das Tempo und die Entwicklung des gesamten Romans. Der eher gefühlsbetonte Tarsis und der kühl analysierende, linksradikale Amary sitzen einander gegenüber und liefern einander den Kampf ihres Lebens.

Vor dem Hintergrund der Entführung des sowjetischen Außenministers entstehen die Charaktere der beiden Spieler; ihre Züge auf dem Schachbrett entsprechen ihren menschlichen Eigenschaften und ihrer gegenwärtigen Situation, Tarsis verdächtigt Amary, bei der Entführung seine Hände im Spiel gehabt zu haben. Genau werden die einzelnen Züge analysiert, die jeweilige Stellung der Figuren im Buch abgedruckt.

Wer etwas über die psychischen Vorgänge in jenen Menschen erfahren will, die den Terrorismus als poütisches Mittel akzeptieren, und dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger belehrt werden möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Es ist ein gescheites, oft ironisch witziges Werk, mitunter am Rande zur Blasphemie balancierend, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Für Leute, die schon ein Schachspiel haben.

HOHE TURME TRIFFT DER BLITZ. Von Fernando Arrabal. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln. 1986. 293 Seiten, geb.. öS 296,40.

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