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Schaler Geschmack.

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Auf der Titelseite der vatikanischen Tageszeitung ,J^'Osservatore Romano” wurden dem im Vorjahr verstorbenen Karl Rahner schwere dogmatische Irrtümer vorgeworfen. Der Dominikanerpater Daniel Ols zerpflückte das 1983 erschienene, mittlerweile in fünf Sprachen übersetzte Werk von Karl Rahner und Heinrich Fries ,J£inigung der Kirchen — reale Möglichkeit”.

Der Dominikaner entdeckte bereits im „inspirierenden Motiv” des Werks — daß nämlich die Einheit der Kirchen kommen „muß” und diese Einheit der oberste Wert sei — einen Verstoß gegen die katholische Rechtgläubigkeit. Insbesondere nahm Ols die These der beiden großen Theologen aufs Korn, daß die Heilige Schrift, das Apostolische und das Nicänische Glaubensbekenntnis schon ausreichender gemeinsamer Nenner der Einheit der Kirchen seien.

Nein, schrieb Ols, auch die sogenannten „neuen” katholischen Dogmen gehörten zum unverzichtbaren Glaubensgut, ohne das es keine Gemeinsamkeit geben kann.

In der Attacke des Dominikaners auf Rahner und Fries spiegelt sich der Zusammenstoß zweier Denkschulen: auf der einen Seite die neuere, vor allem mitteleuropäische Theologie, auf der anderen Seite die Neuscholastik.

Bei vielen Christen hat die Kontroverse aber nur einen schalen Geschmack hinterlassen.

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