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Schaumschläger

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„Es ist fünf nach zwölf}', betitelten Helmut Voitl und Elisabeth Guggenberger ihre Dokumentation zum Waldsterben. Die Botschaft, die Sonntags zur Hauptsendezeit über den Bildschirm lief, ist mehr als erschütternd. '

Was tun, ist und bleibt die große Frage, die auch von dieser Sendung nicht geklärt werden konnte.

Daß aber die Dimensionen der heraufdämmernden Katastrophe Kategorien verändern können, ist aufmerksamen Beobachtern vielleicht aufgefallen.

Es wurde von „großen schönen Reden” gesprochen, vom „Wortschaum”, den Politiker zur bevorstehenden Umweltkatastrophe produzieren.

Ein assoziationsreiches und bildhaftes Wort, das es wert ist, im Hinterkopf behalten zu werden. Denn so unverblümt wird man wahrscheinlich lange nicht mehr so substantielle Politikerkritik aus diesem Medium hören.

Kritik, die sich aber auch an das Medium wendet. Denn wie soll ein Politiker in ein, zwei Minuten die Welt erklären, noch dazu wenn es darauf ankommt, möglichst oft und für möglichst viele sympathisch zu erscheinen; wenn Emotionen wichtiger sind als tiefschürfende Inhalte.

Das Medium ist dabei keineswegs entlarvend. Wer seine Lektionen in Rhetorik gelernt hat und Kurzstatements routiniert herunterspult, der erhält ein beachtliches Maß an Glaubwürdigkeit zugesprochen.

Ganz anders wäre es, wenn Fernsehen auch andere Realitäten sichtbar machen könnte. Wenn etwa Schaumschläger nach einer halben Minute gar nicht mehr im Bild wären, weil der Schaum schon über die Mattscheibe rinnt. Bei Grünrhetorik vielleicht sogar in Grün.

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