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Schichtarbeit stört Gesundheit

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Schichtarbeit: Da denkt man zuerst an Stahlwerke, Hochöfen und an die petrochemische Industrie, an Betriebe, in denen die Erzeugung ununterbrochen vor sich gehen muß. Doch auch im Dienst der Gesundheit, der aügemeinen Sicherheit und im Transportwesen nimmt die Schicht-' arbeit rund um die Uhr zu. Sie verbessert wohl augenfällig die Lebensqualität der gesamten Gesellschaft, die Gesundheit der einzelnen aber, die diese Arbeit ausführen, wird erheblich gestört.

Dr. Margit Koüer, Assistenzärztin am Institut für Umwelthygiene an der Universität Wien, hat eine erste Feldstudie in einem petrochemi-schen Großbetrieb durchgeführt, in dessen erstem Untersuchungsabschnitt 270 Arbeiter getestet wurden.

Die Schichtarbeit besteht in einem Dreischichtsystem, in dem rasch von Früh- zu Spät- und zur Nachtschicht gewechselt wird. Der Großteü aüer Befragten war verheiratet und hatte ein Kind. Obwohl die Schichtarbeiter mit drei Prozent die niedrigste Scheidungsrate aüer Arbeiter hatten, klagten alle darüber, daß sich das Zusammenleben mit der Familie wesentlich schwieriger und weniger harmonisch gestalte als für den Tagarbeiter. Ein hoher Prozentsatz gab an, daß ihre Frauen sehr viel allein seien. Die beengten Wohnverhältnisse und die in „normalem Tagesrhythmus“ lebende Famüie erschweren dem Schichtarbeiter ganz offensichtlich sein Leben und das seiner Familie.

Schlafstörungen sind das Hauptproblem, unter dem fast sämtliche dieser Arbeiter leiden. Uber 60% der Schichtarbeiter bezeichneten ihre Wohngegend als „laut“ - im Gegensatz zu den nur 16% in der gleichen Gegend lebenden Tagarbeitern. Vor allem Verkehrs- und Kinderlärm wurde als störend empfunden. Frau Dr. Koüer führt dies darauf zurück, daß in der Schichtarbeitszeit eine deutliche Uberempfindlichkeit gegen Schaueinwirkungen aufgebaut wird.

Die vom Arzt durchgeführte medizinische Befragung aüer Arbeiter des Betriebes ergab die meisten und schwersten Gesundheitsbeeinträchtigungen bei den Schichtarbeitern. Die häufigsten Schädigungen betrafen den Magen- und Darmtrakt sowie das Kreislaufsystem. 50% der Schichtarbeiter würden aus Gesundheitsgründen einen Arbeitswechsel bevorzugen.

Frau Assistenzarzt Dr. Margit Koller hielte es für wichtig, zu erforschen, wie weit betriebliche Maßnahmen und Hilfen im privaten Bereich die gesundheitlichen Schädigungen abschwächen können.

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