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Schuld ohne Sühne

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Bemerkenswert ist, daß die Kulisse vieler Attentate ein Bahnhof ist. Zuletzt der von Bologna, doch die historische Kette der Schüsse, Bombenexplosionen, Mordanschläge in Zugshallen ist lang. Sucht der politische Attentäter größtmögliche Öffentlichkeit auf dem Weg aus dem eigenen bedeutungslosen Ich? Oder reizt der Bahnhof wegen der raschen Untertauchmöglichkeit?

„Teleobjektiv“ zeigte am 16. 6. (FS 1, 20.15 Uhr), wie der Kanzler der 1. Republik, Prälat Ignaz Seipel, am Nordwestbahnhof von einem bis dato Unbekannten angeschossen wurde. Karl Jawurek, ein Irrer, ein Außenseiter, aus dessen zahnlosem Mund der ORF heute das Geständnis bekam, er hätte hinterher alles ungeschehen machen wollen. Schuld mit Sühne.

Anders der Mörder des Zeitungsherausgebers Hugo Bettauer, der DeutschnationaleOtto Rohstock. Seine Ansicht damals: „Ich war dafür, daß er ausgelöscht wird.“ Und er ist heute noch sicher: „Ich habe ein gutes Gewissen gehabt, weil ich nie etwas Böses wollte.“

Er schoß im Namen der Reinheit des deutschen Volkes, aus rassischen und aus vermeintlich moralischen Gründen, war dann bei der SS, heute ist er Pornojäger in der BRD. Und restlos immer noch von sich überzeugt. Schuld ohne Sühne.

Solche Menschen machen bewußt, daß die Annahme von dem Guten, das zunimmt, ein frommer Wunsch ist.

Selten habe ich mich so geärgert wie bei der amerikanischen Blödel-Sendung „Soap“, die als humoristischer Leckerbissen für alle gepriesen wurde, die Ausgefallenes und Kauziges mögen. Dieser Streifen ist -schauspielerisch und handlungsmäßig kläglicher und penetranter als so manche „Seifenoper“, auf die er eine Parodie sein soll.

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