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Schwachstellen

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„Straßenräuber", so nennt Arnulf Rainer eine Serie von 41 Karikaturen, die - entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - von ihm übermalt, in der großen Retrospektive erstmals zu sehen sind.

Ob der anonyme Karikaturist, wie Dieter Ronte behauptet, gar ein „Künstler" war, das kann wohl nicht mehr eindeutig festgestellt werden. Für die Entscheidung, ob sich Arnulf Rainer originaler Kunst oder nur origineller Karikaturen, die freilich im Original, bediente, dafür genügt aber vielleicht die Betrachtung dessen, was daraus geworden ist.

Denn glauben wir Arnulf Rainer, daß ihn allein „Liebe und Vervollkommnungsdrang" dazu treiben, Schwachstellen im Werk anderer dadurch zu vertuschen, daß er den Pinsel führt, dann darf man annehmen, daß sich Rainer bei den „Straßenräubern" einer mit Schwachstellen durchdrungenen Kunst als Unterlage bediente. Denn, das sieht man, er hatte viel zu tun.

Wie nun aber bei van Gogh, der mit seinen Produkten Rainer gleichsam in Rage brachte? In diesem Fall gilt, daß Arnulf Rainer, wie er selbst meinte, über van Gogh den Umgang mit sich selbst pflegte.

Einen zurückhaltenderen Umgang zeigt er mit und über Mathias Grünewald. Vorsichtig, sparsam, kaum zudeckend legt Arnulf

Rainer an photographischer Wiedergaben des Isenheimer-Al-tars Hand an. Das Ergebnis dei Konfrontation und Auseinandersetzung - 21 Arbeiten, die in dei Galerie Hummel in Wien bis Ende Oktober zu sehen sind - läßl erahnen, daß es für Rainer die Herausforderung war, sich ar Grünewald zu prüfen. -ath

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