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Schweigt Gott zum Leiden?

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Der Christ Shusako Endo hat in Japan mit seinen Romanen erfolgreicher Gehör gefunden als die ausländischen Missionare und die Vertreter der Kirche Japans gemeinsam. So wenigstens behaupten Kenner der Japanmission. Gleichzeitig ist Shusako Endo ein anschaulicher Beweis dafür, daß das Christentum nicht eine Sache der Amtskirche, sondern der Glaubenden ist.

Der Roman handelt von der Christenverfolgung in Japan unter den Tokugawa im 17. Jahrhundert. Drei junge Jesuitenpatres beschließen 1637, heimlich in Japan einzudringen, um als Priester den bedrängten Christen zu Hilfe zu kommen. Bereits die Fahrt nach Macao ist abenteuerlich und verlangt den Missionaren alles ab. Nur zwei Missionare sind gesundheitlich in der Lage, sich von Macao nach Japan übersetzen zu lassen. In Japan treffen sie eine verängstigte Christengemeinde an. Die Gegenwart der Missionare stellt für die Gemeinde eine zusätzliche Belastung dar. Mitglieder der Gemeinde sterben vor den Augen der Missionare den Märtyrertod.

Es dauert nicht lange, und die Missionare werden verraten. Nun spitzt sich die innere Dramatik mehr und mehr zu. Das eigentliche Problem sind nicht die Martern, denen die Missionare entgegensehen, sondern das Schweigen Gottes angesichts der Leiden der Menschen. Im letzten Grund geht es um das „Glauben können“. Japan ist ein sumpfiger Boden, heißt es einmal, dort kann das Christentum nicht gedeihen. Eigentlich ist das Herz eines jeden Menschen dieser Sumpfboden, der den Glauben ersticken möchte. Vor dem schweigenden Gott verwandelt sich jeder Mensch in einen verräterischen Judas.

SCHWEIGEN von Shusako Endo. Verlag Styria und Verlag der1 Ev. Luth. Mission. 1977. 248 Seiten, öS 195,-.

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