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Nicht zeitgenössische Musik ist gemeint. Gemeint sind vielmehr Bildschirmserien, die an den dunstigen Horizonten dieses Fernsehsommers aufgetaucht sind.

Zuerst erschien Rockford, keine falschgeschriebene Käsesorte, sondern ein bildschöner Detektiv. Er wird, was ihm Sympathien sichert, regelmäßig von häßlichen Gangstern zusammengeschlagen, bringt aber, indem er mit blonden Gangsterbräuten ins Bett geht, dennoch alles an den Tag. Das ist so einleuchtend, daß der Ablauf sonstiger verworrener Ereignisse keiner weiteren Beachtung bedarf.

Dem bildschönen Rockford auf dem Fuße folgte der pat-scherte „Hirtenhund”, ein holländischer Kaplan. Daß Geistliche mißverstanden werden und mitunter sich selber mißverstehen, ist nichts Neues. Daß aber ein alter Pfarrer (mit jahrzehntelanger Beichtpraxis) volksfremd ist, ein junger Kaplan hingegen, dem man auf dem Seminar soeben die jüngsten Modetheologien eingetrichtert hat, volksnah, ist ein starkes Stück. Abzuwarten bleibt, was bei diesem Grundschema schließlich herauskommt.

Am erfreulichsten ist, wie immer, das Vorabendprogramm, die „Tiere unter heißer JSonne” etwa, denen die produzierenden Franzosen bei bestem Willen nicht jene jakobinische Deutung unterschieben können, die nun einmal in den galloromanischen Knochen sitzt.

Oder auch „Land und Leute”, die Bauernsendung, die sich aus Schollendampf, Kuhglockengebimmel und Almenrausch zu einem hervorragend redigierten, sprachlich und gestalterisch einwandfreien Magazin gemausert hat, das hohe Anforderungen an Dorf und Einödhof stellt. Pflicht jedes verantwortungsbewußten Journalisten ist es ja, stets zwei Millimeter über dem Niveau seines Publikums zu schreiben. Er wird dafür nicht gesteinigt, sondern bedankt werden.

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