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Sexualität und Religion

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Zum Thema „Sexualität in den Religionen der Welt" schreibt ausnahmsweise einmal nicht der Psychologe, sondern ein anerkannter Religionswissenschaftler der Universität London, Geoffrey Parrinder. Er hielt sich zur Erforschung der Religionen 20 Jahre lang in Afrika auf.

Sein Beitrag darf unter der Rubrik „Kulturgeschichte" positiv gewertet werden, weil er nämlich die meisten der bekannten Traditionen (wie die indische, chinesische, japanische, afrikanische, arabische, hebräische und nicht zuletzt christliche) durchläuft und zu zeigen imstande ist, daß Religionen nicht von vorneherein der Sexualität gegenüber feindlich eingestellt sind.

Freilich berührt die Einstellung und noch weniger die Darstellung Parrin-ders oftmals noch nicht die Grundfrage, ob dem Menschen die Fähigkeit zur Integration der Geschlechtlichkeit in das Ganze des Menschseins zugetraut wird.

Hier läßt der Autor bei fast allen Religionen eine eigenartige Ambivalenz zwischen sinnenfreudiger Bejahung des leibhaftigen Lebens und einer mehr oder minder rigorosen Leibfeindlichkeit spüren - der Zwiespalt bricht nicht nur im Christentum immer wieder auf.

Als gut gelungen darf die Darstellung einiger geschichtlicher und kultureller Wurzeln für überlieferte Moralvorstellungen und Tabus angesehen werden. Dem Autor gelingt es, dieses Thema allgemeinverständlich zu beschreiben, ohne in überflüssige Primitivismen abzugleiten oder sich auf bloß „historische" Tatsachen zu beschränken. Denn es geht ihm schließlich darum, das eigene Verhalten in Religion und Sexualität zeitgemäßer und transparenter zu gestalten.

SEXUALITÄT IN DEN RELIGIONEN DER WELT. Von Geoffrey Parrinder. Walter Verlag, Olten/Freiburg 1991.320 Seiten, öS 232,40.

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