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Sie reden

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Sie reden immer noch, obgleich sie nichts mehr zu sagen haben.

Wenn ich etwas wie die Verfilmung des „Schlosses in Schweden" (nach dem Roman der Sagan) über die Bildschirme flimmern sehe, dann steigt in mir die Erinnerung an meine kommunistischen Kameraden im Widerstand auf. Denn die haben an etwas geglaubt, wie ja auch ich an etwas geglaubt habe. Und glaube. Demokraten lernten wir, die Kommunisten und ich, erst 1945 kennen. Unsere Verblüffung war grenzenlos.

Und die Literatur der Nachkriegszeit brach über uns herein. Die Romane aus der Fabrik, die unter dem Markennamen Sagan in den fünfziger Jahren Millionen machte, Romane, von denen wir nicht verstanden, warum sie von Professoren, weil unter der Schulbank gelesen, konfisziert wurden. Sie waren doch das Spiegelbild der sinnentleerten Nachkriegswelt! Besser ging's nicht. Da war, bundesdeutsch ausgedrückt, „alles drin".

Und dann kam die Pornowelle und schilderte alles, was man vorher und währenddem und nachher empfindet, und lief sichtot,undist heute, auch für NichtChristen, längst nicht mehr abendfüllend.

Und dann kamen die frischfroh-fröhlichen Talente zu Beginn der siebziger Jahre. Bei „Magic afternoon" und „Change" und „Rotzenjogd" und ähnlichen Produkten hatte man allen Ernstes den Eindruck, da seien Fähigkeiten und Begabungen, und daraus könnte am Ende etwas werden. Aber man gab den jungen Wildlingen Preise, ihrer Parteizugehörigkeit wegen, und sie versoffen sich und sie lebten dahin, und sie redeten, und hatten nichts mehr zu sagen. Aus. Schluß. Ein Jammer.

Bevor sie nicht von einem Schmerz getroffen, von einer Angst geschüttelt werden, ist nichts zu hoffen.

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