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Sperrstunde in Belgrad

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Österreichs Anwerbestellen für Gastarbeiter in Belgrad und Istanbul werden mit Jahresende geschlossen.

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Österreichs Anwerbestellen für Gastarbeiter in Belgrad und Istanbul werden mit Jahresende geschlossen.

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In der Belgrader Anwerbestelle der Bundeswirtschaftskammer im Bürogebäude für Beschäftigungsangelegenheiten herrscht reger Andrang. Schon in den Morgenstunden stehen Menschen vor den BWK-Bäu-men mit der Innenstadt-Adresse Zmaj Jovina 21 Schlange. Es sei oft schwierig, zum Büro vorzudringen, berichtet Doris Bogoszavlje-vic, Sekretärin der Anwerbestelle. Arbeitswillige aller ex-jugoslawischen Nationalitäten hoffen, hier legal nach Österreich vermittelt zu werden.

Ein Balkan-Büro der BWK als letzter Strohhalm für Kriegsflüchtlinge.

In der ersten Hälfte 1993 wurden knapp 1.000 Arbeitskräfte an österreichische Betriebe vermittelt, während es 1992 einer internen Dienstmitteilung zufolge insgesamt nur 138 waren.

Im zweiten bestehenden

Büro der Anheuerer, in Istanbul, waren es im Vorjahr immerhin noch gut dreihundert angehende Gastarbeiter. Am Bosporus setzte sich damit der Trend zur Bedeutungslosigkeit, wie er seit dem Ende der siebziger Jahre zu verzeichnen war, fort.

Die Anwerbestellen werden -trotz Booms in der serbischen Hauptstadt - nach einem eilig gefaßten Beschluß des Vorstandes der Bundeswirtschaftskammer mit Jahresende geschlossen. Die mit den neuen Ausländergesetzen eingeführte Doppelprüfung des Arbeitsmarktes und des Antragstellers durch Arbeitsamt und Bezirkshauptmann-Schaft beziehungsweise Magistrat macht das lange Jahre praktizierte rasche Beagieren auf Arbeitskräftebedarf unmöglich. Zudem können als Touristen Eingereiste endgültig nicht mehr um eine Beschäftigungsbewilligung ansuchen, ohne vorher wieder in die Heimat zu reisen. Ausnahme von der Begel: Saisonniers.

Fritz Miklau von der So-

zialpolitik-Abteilung der BWK sieht einen weiteren Grund für den Abschied vom ausländischen Arbeitsmarkt in den neuen Kräften, die seit der Öffnung der Ostgrenzen zur Verfügung stehen. Da wären die Kosten der beiden Anwerbebüros von gut fünf Millionen Schilling nicht mehr zu rechtfertigen.

Die Belgrader BWK-Dependen-ce bricht die Zelte ab und beruhigt Anstürmende.

Nicht selten handelt es sich dabei um praktisch integrierte Gastarbeiter, die nach mehreren Jahren Österreich-Aufenthalts wegen Fristversäumnis bei der Visumsverlängerung in Belgrad festsitzen. „Man verflucht den Westen - und Österreich im besonderen", so Doris Bogos-zavljevic.

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