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Spiel in drei Akten

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Am 7. Oktober war es wieder einmal soweit. Zwei Regionalwahlen garantierten für Stunden des Österreichers liebste Freizeitbeschäftigung, das Fernsehen. Als gelernter Einheimischer setzt man sich also schon gut zehn Minuten vor Sendebeginn in den bequemsten Stuhl, versorgt sich ausreichend mit Proviant und wartet. Auf Godot? Nein, auf die erste Hochrechnung.

Endlich das erhoffte Bild zum 1. Akt: Professor Bruckmanns nichts verratendes Gesicht leuchtet zwischen zwei sich drehenden Computerspulen, ein Trachtenanzug zeugt von ländlichem Klima, und dann muß das Stichwort fallen: der Trend.

Für den einen der erhoffte, für den anderen der befürchtete, aber für beide hat er sich schließlich dermaßen „erhärtet", daß er bloß durch einen „Erdrutsch“ verändert werden kann. Bei Erdbeben wird er sich wohl in Luft auflösen!?

Regieanweisung für den 2. Akt, der mit „zeitloses, zeitraubendes Nachspiel“ übertitelt ist: im Hintergrund ist monotones Zahlenvorlesen abwechselnd mit Versprechern, die aber unberücksichtigt bleiben, zu hören; im Vordergrund liegt sitzend eine etwas angefettete Person, die sich aus Flaschen und Knabbergebäck kaum mehr heraussieht.

Der Übergang zum dritten und letzten Akt muß abrupt erfolgen, damit der Zuseher am Handlungsstrang gerade noch mitziehen kann. Die Hauptdarsteller bieten nun ein sogenanntes „Hap-, py-face“ und ein etwas betroffenes alltägliches Gesicht, dem allerdings die Kinnlade leicht herabhängt. Zu den zwei Großen gesellt sich für kurze Zeit dann der Kleine, der auch ein Intellektueller sein kann.

Der gesprochene Text ist bis auf wenige wichtige Wortfetzen, die sich später als Stilblüten herausstellen sollten, nicht vorgeschrieben.

Zu diesen gehören: „Der Landeshauptmann - Bonus“ (Wo bleibt der Malus?), „Für uns beginnen die Wahlen 1984 bereits morgen" (Wann denn sonst??), „Nach Niederlagen wollen die Massenmedien immer Blut sehen“ (Solange keine Köpfe rollen, darfs wohl a kleiner Aderlaß sein), „In der Demokratie gibt es keine Machtausübung“ (Jö fein!).

Abschließend versöhnlicher: „Fein sein, beinander bleiben.“

Dem geplagten Zuschauer mögen bitte zwei markante Sätze vor dem Schlafengehen einfallen:

Heimat bist du großer Söhne.

Ein Politiker ist entweder ein Schurke oder ein Phantast. (H. C. Artmann)

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