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Spott voll Gift und Galle

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(Neue Galerie der Stadt Linz; bis 26. Mai) In einem Züricher Antiquariat wurde Peter Baum, Direktor der Neuen Galerie, fündig, und die Firma „Internorm" machte es möglich, den großen Fisch an Land zu ziehen: 150 Lithographien von Honore Daumier, darunter der komplette Jahrgang 1845 der Zeitung „Le Charivari", für die der „Vater der Karikatur" an die dreißig Jahre arbeitete. Das ist insofern bedeutsam, als gerade zu dieser Zeit sein Schaffen auf dem Höhepunkt stand.

Durch den Ankauf bekam die graphische Sammlung der Neuen Galerie nach Alfred Kubin und Alfred Hrdlicka als dritten Schwerpunkt Daumier mit so bedeutenden Zyklen wie „Lehrer und Lausbuben", „Die schönen Tage des Lebens", „Aktualitäten", „Reisenach China", „Ländliche Idyllen", „Die Freunde", „Physiognomie der Nationalversammlung" und der berühmten „Juristen"-Serie. Diese harmlosen Titel sind bare Ironie. Daumier war kein liebenswerter Eulenspiegel. Sein Spott war voller Gift und Galle. Seine Hiebe saßen, und „Le Charivari" wurde nicht nur von aufmüpfigen Intellektuellen gelesen, sondern auch von der Zensur. Als er des Königs Majestät beleidigte, trug ihm das ein halbes Jahr Gefängnis ein.

Die Ausstellung von hundert der Neuerwerbungen ist repräsentativ für das Werk des großen Meisters in Schwarzweiß, der schonungslos entlarvte, was sich hinter der glatten Fassade seiner Zeit verbarg.

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