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Sprach-Sterne

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Man redet heute so viel von der Sprache — fast so viel wie von der Liebe, immer in der Uberzeugung, durchs Reden kämen die Leute zusammen, aber auch die Wörter fänden so zur Sprache. In Wahrheit bleibt's da wie dort beim bloßen Gerede.

Wenn aber Doris Mühringer zu schreiben beginnt, ist die Sprache sofort da und mit ihr eine innerste Beziehung zu allen Wesen. Häufig setzt sie wie in ihren Gedichten so auch in dieser Prosa mit einem Verbum ein. Eine Bewegung ist es („Tanzen unter dem Netz“), die uns sofort ebenso sanft wie eindringlich anrührt, bis sie dann auch die Substanz im Substantiv nach sich zieht. Wir spüren diese Sprache leibhaft wie eine sorgsame Hand, die uns die Augen öffnet, innere Augen.

Vor Jahrtausenden hatte man für diese innere Schau das Wort „Idee“. Dann aber heftete sich mit der Zeit so viel Gedankliches, Bedenkliches und Falsches an den Begriff, daß die Ideen in den Ideologien zugrunde gegangen sind.

Diese Geschichten bewegen uns, weil sie uns vom Augenschein lösen und zu den Inbildern führen, zu all dem, was uns in uns selber ebenso rätselhaft wie vertraut ist.

TANZEN UNTER DEM NETZ. Von Doris Mühringer. Mit vier Holzrissen von Margret Bilger. Verlag Styria, Graz 1985. 61 Seiten, kart., öS 118,-.

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